Unterrichtsinhalte

Das klassische Chen Taijquan System nach Chen Xiaowang ist ein vollständig ausgearbeitetes Trainings- und Übungssystem. Es setzt sich aus mehreren übergeordneten Bereichen zusammen. Der Aufbau und die innere Struktur der einzelnen Trainings- und Übungsschwerpunkte sind so gestaltet, dass jeder Bereich für sich alleine erlernt und geübt werden kann. Die volle Tiefe und Vielfalt des Chen Taijiquan wird allerdings erst im Zusammenspiel aller Bereiche erfahrbar.

Die Stehende Säule (Meditation) 太極站桩

Strukturierte Entspannung
Die „Stehender Säule“ (chin. Zhanzhuang) ist eine Übung die stehend und statisch für einen längeren Zeitraum ausgeführt wird. Sie hat meditativen Charakter und stärkt die statische und skelettnahe Muskulatur. Sie fördert das Bewusstsein für den Körper und den Geist. Innere und äußere Ruhe, eine Ganzkörperstruktur und eine Beziehung zum eigenen Körperschwerpunkt (chin. Dantian) werden so erfahrbar. Sie stärkt den Willen und fördert das körperliche und geistige Durchhaltevermögen.

Die Seidenübungen 太極的蠶絲功

Harmonisierung von innerer und äußerer Bewegung
Die Seidenübungen (chin. Cansigong) setzen ein Grundverständnis über die Lernziele der Stehenden Säule voraus und bauen auf diesen auf. Sie sind der „Schlüssel“ einer jeden Taijiquan-Bewegung und geben ihr einen tieferen Sinn. Die Seidenübungen helfen, exemplarisch verschiedene Kraftverläufe und Bewegungsprinzipien zu verstehen und zu optimieren. Sie schulen das Verständnis für äußere Bewegungen (Drehen und Gewichtsverlagerung) und geben einen Hinweis auf innere Kraftverläufe. Insgesamt gibt es 19 verschiedene Seidenübungen an denen die unterschiedlichen Aspekte der Harmonisierung von inneren und äußeren Bewegungsabläufen eingeübt werden.

Die Handformen 太極套路

Komplexe Bewegungsabläufe
Das Formentraining ist ein fest vorgegebener Ablauf von verschiedenen ineinander fließenden Bewegungsfiguren. Jede einzelne Bewegungsfigur folgt den Prinzipien und Lernzielen aus der Stehenden Säule und den Seidenübungen. Im Formentraining werden komplexe Bewegungen eingeübt und verfeinert. Sie schulen Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit. Sie fördern die inter- und intramuskuläre Koordination. Sie verbessern den Gleichgewichtssinn und die Orientierung für Bewegungen im Raum.

Die Waffenformen 太極器械

Natürlich läßt sich das Bewegungsprinzip des Taijiquan auch auf die verschiedensten Waffen und Geräte übertragen. Zum Standardrepertoire des Chenstils gehören:

  • Schwert
  • Säbel
  • Speer/Langstock
  • Hellebarde
  • Doppelschwert
  • Doppelsäbel

Aber auch Taiji-Kurzstöcke, der Taiji-Ball, die Streitkolben, der 3-Meter-Stab und weitere Geräte oder Waffen können erlernt werden.

Die Schiebenden Hände 太極推手

Überprüfung durch einen Partner
Die Partnerübungen werden am Anfang mit fest vorgegebenen Bewegungsabläufen eingeübt. Der Partner verhält sich hierbei kooperativ und unterstützend. Der eigene Bewegungsraum wird mit dem Bewegungsraum des Partners verbunden und sogar auf diesen erweitert. Innerhalb dieses Rahmens wird so die eigene Bewegung, Haltung und Struktur überprüft und gegebenenfalls durch die Hilfe des Partners angepasst. In einem zweiten Schritt kann der Partner zum Gegner werden. Hierbei gilt es die eigene Ruhe und Struktur zu halten, obwohl jemand versucht diese zu stören.

Anwendungen

Sinngebung von Hand- und Fußstellungen
Das Chen Stil Taijiquan ist ein hoch effizientes Kampfkunstsystem. Dies wird auch an den vielen Anwendungsmöglichkeiten der einzelnen Figuren aus den Formen sichtbar. Zum besseren Verständnis einzelner Bewegungsabläufe und zur Sinngebung von Hand- und Fußstellungen werden verschiedene Anwendungsmöglichkeiten demonstriert und eingeübt. Im Anwendungsverständnis des Taijiquan nehmen Gleichgewicht und Struktur eine übergeordnete Stellung ein. Die Vermittlung orientiert sich mehr an Bewegungsprinzipien, als an dem Einüben von Techniken.